Dorf- und Landleben

Die damaligen Zeiten auf dem Land waren von Einfachheit, Zusammenhalt und Improvisation geprägt. Es gab gemeinsam Höhen und Tiefen zu meistern und den harten Alltag zu bewältigen.

Es gab wohl kaum ein Haus, in dem im Winter nicht gesponnen wurde, gehörte doch der Webstuhl in fast jeder Familie zum Mobiliar. Der Flachs wurde mit den Händen gerupft und in Größe einer Handvoll gebunden. In der Flachsrete am Gehrener Weg lag er dann 14 Tage unter Wasser und anschliessend wurde er in kleinen Hocken zum Trocknen aufgestellt. Die war hauptsächlich eine Arbeit für Frauen und Kinder. An den langen Winterabenden wurde das vom Flachs mühevoll zubereitete Garn gesponnen. Es wurden aus Reisig Besen gebunden, Federn gerissen, Bohnen zum Trocknen ausgepuhlt und von Zuckerrüben viel Mus gekocht.

Zwischen Weihnachten und Neujahr begann dann das Stollenverkosten und die Abende konnte nicht lang genug sein, soviel wurde von früher erzählt.

Die Jugend ging in die sogenannte Spinte und vertrieb sich die Abende durch Stricken und Gesellschaftsspiele mit viel Gesang. Hier muss jedoch erwähnt werden, dass es zwei Jugenden im Dorfe gab, die "Einheimischen" und das sogenannte Gesinde mit den Jugendlichen aus der Vorstadt.

Einer der Dorfhöhepunkte war das Stollereiten, zu dem sich die Goßmarer Mädchen und jungen Männer um Pfingsten versammelten. Dem Wettrennen hoch zu Ross auf dem Feld ging eifriges Üben voraus, die Pferde wurden zum Festtag auf Hochglanz gestriegelt. Für das Rennen mähte man extra eine Wiese, die Rennbahn war einige hundert Meter lang. In Festkleidung, die Mädchen meistens ganz in weiß, versammelte man sich im Dorf, um dann im langen Festzug zur Rennstrecke zu ziehen. Voran die Musik, dann folgten die Reiter, die Mädchen in geschmückten Wagen und schließlich die Schaulustigen zu Fuß. Während die jungen Männer auf dem Pferderücken um den Sieg ausritten, rannten die Dorfmädchen um die Wette. Gelegentlich wurde der Wettkampf auch als Eierlauf oder Schubkarrenwettschieben ausgetragen. Die Eichenlaubkränze der Sieger wanden Mädchen und Jungen gemeinsam vor dem Fest. Beim anschließenden Festsessen und Tanz wurde dann traditionell Stollen, ein aus Kuchenteig gebackenes Brot, gereicht.

Man konnte in dieser Zeit von gut gestellten aber auch weniger begüteten Bauern sprechen. Die "Korsäten", die bis zu 6 ha Land und mehr bewirtschafteten, hielten sich am besten über Wasser. Der Gemüseanbau war erst im Kommen, sodass die meisten Bauern von den Einnahmen aus der Viehwirtschaft zurecht kommen mussten. So manchmal sind die kleinen Leute zu Fuß mit dem Handwagen zum Viehmarkt nach Golßen, oder wenn nichts verkauft wurde am nächsten Tag bis nach Lübbenau oder Finsterwalde, gelaufen.

Die Kinder der Arbeiter und Kleinstbauern mussten sich in den Ferien beim Kartoffelneinlesen verdienen. Bis in den Spätherbst hinein liefen alle barfuß und mit Holzpantinen.

Auch in der Versorgung mit Lebensmitteln gab es wenig Probleme, es wurde Brot im eigenen Backofen gebacken, und zur Kirmes und Fastnacht je ein Schwein geschlachtet. Trotzdessen dass alle Bauern in der Molkereigewerkschaft vertreten waren, wurde auch selbst gebuttert. Alle 14 Tage kam der Biermann aus Luckau mit Braunbier, man füllte es selbst in Flaschen und für die Sommermonate war es für alle ein köstliches Getränk.

Im "Dorfkrug" feierten die Vorstädter mit dem Gesinde ihr Stollereiten und Spinteball und im "Zum grünen Baum" feierten die Großbauern. Zudem gab es zwei Krämerläden. Des Weiteren gab es einen Nachtwächter, der die Dorflampen ein- und ausschaltete. Um 23 Uhr war Zapfenstreich. Auf dem heutigen Busplatz stand früher eine Schmiede. Schulisch gesehen gab es wie in allen Dörfern eine einklassige Volksschule.

Wurde Goßmar solange durch einen Landbriefträger versorgt, so wurde 1935 eine eigene Poststelle eingerichtet. Dadurch entstand auch die erste öffentliche Fernsprechstelle in der Gemeinde.

Nach der harten Kriegszeit, die auch in Goßmar tiefe Spuren hinterlassen hat, kam im September 1945 die Bodenreform. Für die Neubauern war es ein schwerer Anfang, es fehlte nicht nur an Vieh, sondern auch an Maschinen und Ackergeräten. In den nächsten Jahren kam es zu verschiedenen Neu- und Umstrukturierungen in der Landwirtschaft.

1962 wurde dann das Schwimmbad errichtet. Alle halfen mit und die Einweihungsfeier war ein schönes Volksfest.

1965 - 1966 wurde die Gärtnerei gebaut.

1967 wurde der Bau einer zentralen Wasserleitung geplant.

Schulisch gesehen gab es ebenfalls große Umstellungen. Das Gesetz, das einjeder 10 Jahre die Schule zu besuchen hat, forderte mehr Lehrer und Räume. 1971 erfolgte die Auflösung der Schule in Goßmar.


Goßmarer Frauen beim „Knullen“ lesen. Die Schulferien der Kinder richteten sich ebenfalls nach dem Ernterhythmus.
Erinnerungsbild in Festtagskleidung – Kontrast zwischen fast städtischem und zutiefst dörflichem Motiv könnte größer kaum sein.
Das Pferdegespann weicht dem Traktor. Hier stehen Männer der Goßmarer Maschinen-Ausleihstation (MAS) um 1958 vor ihrem >>Pionier<< samt Pflug.
Eine alte Frau trägt noch eine der typischen Blaudruckschürzen. Diese bessere Schürze ersetzte schnell die Alltagsschürze, etwa dann, wenn man fotografiert wurde. Beide Frauen tragen Holzpantinen, das bis in die 50er Jahre übliche Alltagsschuhwerk.
Sonntägliche Szene vor dem Dorfkrug, vermutlich in den 20er Jahren aufgenommen. Die Kleidung ist städtisch.
Fußballspiel vor dem Anpfiff auf dem Platz am ehemaligen Schwimmbad.
Hier bereiten sich Ross und Reiter vermutlich aufs Stollereiten vor.
Schnappschuss vor dem Gasthaus „Zum Grünen Baum“ in dem sich vornehmlich die Dorfjugend traf.